Kinder- und Jugendliteraturpreis des Landes Steiermark vergeben
Alle zwei Jahre schreibt das Land Steiermark einen großen Literaturpreis im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur aus. Mit insgesamt 138 Einreichungen war die Resonanz heuer so groß wie noch nie. Den mit 7.400 Euro dotierten Hauptpreis konnte die Wienerin Elisabeth Etz mit „Morgen ist woanders" gewinnen. Den Sonderpreis zur Themenstellung „Anders sein - anders schreiben - anders lesen" wurde der Grazerin Christina Julia Scheutz für ihr Manuskript „Erika lässt wehen" verliehen.
Der Kinder- und Jugendliteraturpreis des Landes Steiermark ist eine feste Institution und genießt einen guten Ruf. Dies wird durch die Einreichung von 138 Manuskripten in diesem Jahr eindrucksvoll bestätigt. „Lesen ist ein elementares Kulturgut und lebensnotwendig", betont Lackner. „Wer nicht richtig lesen kann, kann auch nicht richtig schreiben und rechnen. Schwierigkeiten im Alltag und in der Berufswelt sind die Folge. Daher ist es von enormer Bedeutung, Kindern und Jugendlichen adäquate und moderne Literatur anbieten zu können."
Die Richtlinien für die Teilnahme am Wettbewerb sind bewusst einfach gehalten. Es gibt keine Altersbeschränkung für Autorinnen und Autoren. Jede/r, die/der glaubt, ein Manuskript für ein Kinder und Jugendbuch geschrieben zu haben, ist berechtigt, einzureichen. Einzige Voraussetzung ist, dass das Werk noch nicht veröffentlicht ist. Die Qualität der in diesem Bewerb eingereichten Manuskripte war auffallend hoch. Daher hat die Jury diesmal für den Hauptpreis noch zwei weitere Manuskripte für eine besondere Erwähnung vorgeschlagen: „Zett X" von Thilo Bienia und „Hyde" von Antje Wagner.
Zusätzlich gibt es bei jedem Kinder- und Jugendliteraturpreis des Landes Steiermark auch noch einen mit 3.600 Euro dotierten Sonderpreis mit jeweils neuer Themenstellung. Dieses Jahr lautete das Motto „Anders sein - anders schreiben - anders lesen" und regte dazu an, sich kreativ mit Themen der Diversität zu beschäftigen. Dazu gehören sowohl die Folgen der Migration für unser tägliches Leben, als auch der Umgang mit anderen, nicht traditionellen Lebensformen. Auch in dieser Kategorie gab es neben der Siegerin mit „Frida, Freude, Eierkuchen" von Andreas Thaler und Lisa Maria Wagner sowie mit „Im Himmel gibt es Sucuk, soviel du willst" von Tobias Steinfeld zwei Manuskripte, die eine besondere Erwähnung erhalten haben.
Biografien der Preisträgerinnen und Inhalte der ausgewählten Manuskripte
Hauptpreis:
Elisabeth Etz, Wurlitzergasse 55/5-6, 1160 Wien, geboren am 9. April 1979 in Wien. Sie studierte Germanistik und DaF/DaZ (Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache) in Wien und Berlin und ist seit 2010 beim Diakonie Flüchtlingsdienst in St. Pölten und als freie Autorin beschäftigt.
Publikationen:
• „Vorurteile, oder was?" - Buchklub, Wien 2008 (Jugendbuch, aufgenommen in die Kollektion zum Österreichischen Jugendbuchpreis 2009)
• „Wenn man jemanden liebt" - Anette Betz, Wien 2009 (Bilderbuch)
• „Wir entdecken die Türkei" - Anette Betz, Wien 2011 (Bilderbuch)
• „Status:Karibik" - Buchklub, Wien 2012 (Jugendbuch)
• „Wie ihr uns wollt" - Kaiser Verlag, Wien, 2014 (Theaterstück)
• „alles nach Plan" - Zaglossus Verlag, Wien 2015 (Jugendbuch, Kranichsteiner Jugendliteraturstipendium 2016)
Inhalt des Manuskriptes „Morgen ist woanders":
Jakob lebt mit seiner Mutter und seinem Stiefvater, einem Arzt, am Stadtrand von Wien. Der Stiefvater legt großen Wert auf die Schulausbildung. Jakob überlegt, wie er aus der Familie ausbrechen kann und möchte zu seinem leiblichen Vater ziehen. Dies funktioniert nicht unbedingt, und so muss er sich überlegen, wie er sich alleine durchschlagen kann. Er meldet sich über Internet bei der Couchsurfcommunity in Wien an und versucht mit einer neuen Identität - er nennt sich Jeremy. kurz Jay, aus Schottland - Schlafplätze zu ergattern. Offiziell wohnt er bei seinem Vater und besucht regelmäßig die Schule, um nicht aufzufliegen. Seine Mitschüler/innen erfahren dennoch von seiner Situation und schließen Wetten ab, ob er ein Semester schafft oder nicht. Es werden die verschiedenen Erlebnisse mit den Anbieter/innen von Couchsurfplätzen mit allen Annehmlichkeiten und Widrigkeiten flott und gut lesbar beschrieben. Da der Stiefvater kein Taschengeld mehr überweist - seine Familie lässt er ja glauben, dass er bei seinem leiblichen Vater lebt - wird auch das Geld knapp. Wenn einmal kein Couchplatz frei ist, muss er sich eine andere Bleibe suchen, und so landet er an den verschiedensten Plätzen und übernachtet auch in „Sandlerlokalen". Seine Freunde wissen wenig über ihn - nur Nadine und Lukas haben engeren Kontakt, und Lukas ist auch derjenige, der mit seinen Freunden im Jänner, als die Situation für Jakob schon ziemlich aussichtslos ist, eine Unterkunft findet.
Sonderpreis:
Christina Julia Scheutz, Himmelreichweg 80/3, 8044 Graz, geboren am 15. Februar 1981 in Graz. Die Mutter eines Kindes studierte Jus an der Karl Franzens Universität in Graz und Politikwissenschaften in Paris. Es folgten verschiedenste Ausbildungen International Drama School Philippe Gaulier (Paris), Jerry Coyle (Acting for Film), Ayad Akhtar (Presence On Stage), Ami Hattab (Clown Play), Frey Faust (Axis Syllabus), New York Academy Certificate in Acting (Michele Best/Scene Study, Carlo d‘Amore/Monologues, Michael Laibson/Film Acting, Katie Northlich/Improv)
Soli & Eigenproduktionen:
• Jeanne (Regie, Text, Performance) im RONDO in Graz
• Something Swing Doku-Story-Film in London
• In mir ist ein Tornadeo (Regie, Text, Performance) - Jugendtheaterstück ab 14 Jahre- dafür gab es die Auszeichnung Jugendwild-Preis
• Wie die Faust aufs Auge (Regie, Text, Performance)
• Old Women Melodies (Regie, Text, Performance) Jugendtheaterstück ab 8 Jahre - Jungwild-Preis
Inhalt des Manuskriptes: „Erika lässt wehen":
Erikas Mutter kann auf Grund einer psychischen Erkrankung ihren Mutterpflichten nicht immer ausreichend nachkommen. Erika lernt, mit der Situation umzugehen - wenn es ihrer Mutter nicht gutgeht oder wenn sie in guten Phasen übertriebene Aktionen, wie z.B. das Kochen einer roten Kartoffelsuppe, in der rot bemalte Kartoffeln schwimmen, durchführt. Erikas Mutter erzählt die besten phantasievollen Geschichten. Andererseits aber erlebt man, wie das Mädchen bereits in ganz jungen Jahren die Verantwortung nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Mutter übernehmen muss.