Projekt "Wildtierschutz und Verkehrssicherheit Steiermark 2017"
Laut Jagdstatistik sterben jährlich fast 100.000 Wildtiere durch Wildunfälle auf Österreichs Straßen. Neben vielen anderen Wildarten werden dabei auf steirischen Landes- und Gemeindestraßen jährlich mehr als 7.000 Unfälle mit Rehen verzeichnet. Vor allem bei Unfällen mit größeren Wildtieren kommt es dabei häufig zu schweren Sach- und Personenschäden, dem Verlust von oftmals geschützten Wildarten und unnötigem Tierleid. Laut Information mehrerer österreichischer Versicherungsträger ist ein durchschnittlicher PKW-Schaden bei einem Wildunfall mit ca. 1.600 Euro zu bemessen. Nur für Unfälle mit Rehwild ergibt sich so für das Bundesgebiet bereits eine Schadenssumme von etwa 60 Millionen Euro. Der jährliche volkswirtschaftliche Schaden durch Wildunfälle wird auf über 160 Millionen Euro geschätzt. Hauptgründe für steigende Wildunfallzahlen sind die Einengung und Zerstückelung von Wildlebensräumen durch menschliche Nutzung, der Neu- und Ausbau von Verkehrswegen, die Zunahme des Straßenverkehrs und hohe Fahrgeschwindigkeiten.
Um die Zahl der Wildunfälle nachhaltig zu reduzieren, wurde 2014 ein Kooperationsprojekt zwischen dem Land Steiermark, der Steirischen Landesjägerschaft und der Universität für Bodenkultur Wien ins Leben gerufen. Neben dem Ziel, die Wildverluste in der Steiermark maßgeblich zu verringern, gilt es, Erfahrungswerte der Unfallprävention in der Praxis zu sammeln und durch wissenschaftliche Analysen auszuwerten. Die Organisation des gesamten Forschungsprojektes und die wissenschaftlichen Untersuchungen werden durch die Universität für Bodenkultur Wien mittels Finanzierung durch die Landesabteilungen 13 (Tierschutz) und 16 (Verkehrssicherheit) sowie der Steirischen Landesjägerschaft durchgeführt. Die Finanzierung von Maßnahmen wie z. B. Wildwarnreflektoren, die Wildtiere durch Signale vor einem sich nähernden Fahrzeug warnen, wird zu 2/3 vom Straßenerhaltungsdienst (STED), zu 1/6 von der Steirischen Landesjägerschaft und zu 1/6 vom jeweiligen Jagdrevier getragen. Dabei werden auch lokale Kooperationen zwischen Jägerschaft und unterschiedlichen Partnern bzw. Sponsoren im Sinne der gemeinsamen Lösung einer Thematik gesucht. Die Montage der technischen Maßnahmen sowie deren Betreuung und Wartung auf Landesstraßen wird gemeinsam von den Revieren und der jeweils zuständigen Straßenmeisterei durchgeführt.
Seit Projektstart wurden in bisher 2 Ausrüstungsphasen 60 steirische Jagdreviere bearbeitet und über 8.500 moderne Wildwarnreflektoren sowie andere Präventionsmaßnahmen angekauft und an die Jagden bzw. Straßenmeistereien verteilt. Mit diesen Maßnahmen werden derzeit etwa 120 km Landes- und 10 km Gemeindestraßen abgesichert.
Zum Einsatz kommen neben neuesten optischen und akustischen Wildwarnreflektoren auch Duftstoffe und ökologische Begleitmaßnahmen. Dabei wurde gezeigt, dass durch die Umsetzung dieser Optimierungsmaßnahmen viele Unsicherheitsfaktoren im Umgang mit Wildwarnreflektoren ausgeräumt werden konnten. Obwohl die bisherigen Teststrecken erst vergleichsweise kurz bestehen, sind die positiven Trends in der Zusammenarbeit von lokalen Jägern und Straßenerhaltungsdienst bereits erkennbar und erste Erfolge in der Wildunfallvermeidung sichtbar. Seit den ersten Gerätemontagen wurden auf ausgerüsteten Strecken durchschnittliche Rückgänge der Unfälle mit Rehwild von 25% bis zu 66% (je nach eingesetzter Maßnahme) im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnet.
Zukünftig werden jährlich weitere steirische Reviere in das Projekt aufgenommen, um sukzessive die Wildunfall-Hot-Spots auf steirischen Straßen entschärfen zu können. Neben der organisatorischen Abwicklung und der wissenschaftlich fundierten Beratung der Reviere und des STED unterliegt jede gesetzte Maßnahme genauesten Kontrollen. In enger Kooperation mit der Industrie wurden auf Basis wissenschaftlicher Grundlagendaten bereits deutliche Verbesserungen in der Leistung und Praxistauglichkeit bestehender Wildwarngeräte erreicht sowie vielversprechende Neuentwicklungen für die Zielvorgaben „aktiver Wildtierschutz" und „Erhöhung der Verkehrssicherheit" initiiert. Nur der kontrollierte und überwachte Einsatz technischer Maßnahmen kann zu umfangreichen praxisorientierten Erkenntnissen zu Montage, laufendem Betrieb, Vorzügen und Nachteilen der eingesetzten Geräte und Aufstellungsvarianten führen. Durch genaueste räumliche und zeitliche Aufzeichnung jedes Wildunfalls der steirischen Jägerschaft wird eine bisher unerreichte Fülle und Detailgenauigkeit an Wildunfall-Informationen erreicht.
Die gute Kooperation des STED mit den steirischen Jägern, die maßgebliche Unterstützung durch Landespolitik, Verwaltung, Tier- und Naturschutz, Wirtschaft und vielen anderen Interessensgruppen sichern dem Projekt in den Testgebieten eine hohe Datenqualität und wertvolle Informationen.
Eine enge Verbindung mit weiteren nationalen und internationalen Forschungsprojekten ermöglicht den Wissensaustausch über die Landesgrenzen hinaus. Ziel des Projektes sind praxistaugliche Lösungen zur nachhaltigen Reduktion der Wildunfallzahlen und damit einhergehend eine Erhöhung der Verkehrssicherheit für Tier und Mensch.
Zitate:
„Das höchst bewährte Projekt `Wildtierschutz und Verkehrssicherheit´ ist mir persönlich ein sehr großes Anliegen. Wir erhöhen damit auf der einen Seite die Sicherheit für uns Menschen im Straßenverkehr und auf der anderen Seite werden so wirksame Maßnahmen zum Schutz unserer Wildtiere gesetzt. Als persönlich bereits von einem zum Glück glimpflich ausgegangenen Wildtierunfall Betroffener kann ich mir bildhaft die Auswirkungen vorstellen, die ein Zusammenprall von Kraftfahrzeug und Tier haben können. Ich freue mich daher sowohl als für den Tierschutz als auch für den Verkehr zuständiger Landesrat sehr über die alljährliche Umsetzung dieses für uns Menschen und die Tierwelt gleichermaßen wichtigen Projektes und bedanke mich dafür bei allen Beteiligten sehr herzlich."
Anton Lang, Landesrat für Verkehr und Tierschutz
„Das von der TSO initiierte Projekt „Wildtierschutz und Verkehrssicherheit" ist durch die Kooperation zwischen Land Steiermark, Steirischer Landesjägerschaft und Universität für Bodenkultur insbesondere aus Tierschutzsicht ein Vorzeigeprojekt, das nicht zuletzt durch maßgebliche Finanzierung der für Tierschutz zuständigen Abteilung des Landes ermöglicht wurde. Auf Österreichs Straßen sterben jährlich fast 100.000 Wildtiere durch Wildunfälle, auf steirischen Landes-und Gemeindestraßen werden jährlich mehr als 7000 Unfälle mit Rehen verzeichnet. Neben schweren Sach-und Personenschäden führen diese Unfälle zum Verlust von geschützten Wildarten und zu schwerem, unnötigem Tierleid.
Seit den ersten Gerätemontagen konnten auf den entsprechend ausgerüsteten Strecken durchschnittliche Rückgänge der Unfälle mit Rehwild von 25 % bis zu 66 % im Vergleich zu den Vorjahren verzeichnet werden.
Für die Beteiligung an diesem Projekt wurde 2017 eine Jagdgesellschaft im Bezirk Südoststeiermark bereits mit einem Tierschutzpreis ausgezeichnet und gewürdigt".
Barbara Fiala-Köck, Tierschutzombudsfrau
„Viele Wildtiere fallen jährlich dem Straßenverkehr zum Opfer. Im vergangenen Jahr waren das unter anderen 2500 Hasen und 7500 Rehe. Leider werden bei solchen Unfällen auch immer wieder Menschen verletzt. Deshalb hat die Steirische Landesjägerschaft schon seinerzeit das Projekt „Wildtierschutz und Verkehrssicherheit" mitinitiiert und begrüßt, sie beteiligt sich seit 2014 auch an den Kosten für das Projektmanagement und die Anschaffung von Warneinrichtungen. Dankenswerterweise kommen auch vom Straßenerhalter und vom Tierschutz hohe finanzielle Anteile an den Kosten. Die genauen Meldungen der steirischen Jäger über Unfälle mit Schalenwild machen es erst möglich, sogenannte Hotspots von Unfällen mit Wild wissenschaftlich herauszufiltern und dort gezielt Maßnahmen zur Absicherung zu setzen. Mit der Ausgabe der Warneinrichtungen für die betroffenen Straßenstücke setzen wir heute wieder einen wichtigen Meilenstein in diesem Projekt, dem hoffentlich noch viele Meilensteine folgen werden. Dafür gilt mein herzlicher Dank allen Beteiligten: der Politik, dem Projektmanagement, dem Tierschutz, dem Straßenerhalter und den Jägern!"
Wolfgang Steiner, Projektleiter, BOKU Wien
"Die Verringerung von Verkehrsunfällen mit Wildtieren ist eine Aufgabe die nur auf gesellschaftlich breiter Basis gelingen kann. Daher freut es mich sehr, dass in der Steiermark mit dem Projekt Wildtierschutz und Verkehrssicherheit alle relevanten Entscheidungsträger und Interessensvertreter gewonnen werden konnten gemeinsam an nachhaltigen Lösungen zu arbeiten. In den vergangenen zwei Projektjahren wurden bereits beachtliche Erfolge in der Wildunfallvermeidung erzielt und damit ein vielversprechender Grundstein für weitere Projektjahre und die Entschärfung weiterer Streckenabschnitte geschaffen um die Verkehrssicherheit für Tier und Mensch auf steirischen Straßen weiter zu erhöhen."
Franz Mayr-Melnhof-Saurau, Landesjägermeister
„Straßenausrüstung ist Schutz der Verkehrsteilnehmer und des Wildes, verhindert
Unfälle und erhöht damit die Verkehrssicherheit wesentlich."
Karl Lautner, Fachabteilungsleiter Straßenerhaltungsdienst