Landesrätin Bettina Vollath kündigt „Frauenstrategie 2020“ an
„Moderne Gleichstellungspolitik braucht Frauen und Männer", ist die steirische Frauenlandesrätin Bettina Vollath überzeugt. Eine neue europaweite Studie untermauert diese Annahme: „Männer werden zunehmend aktive Akteure - etwa in Fragen der aktiven Vaterschaft, der Bildungsbeteiligung und Gesundheitsförderung", so die Geschlechterforscherin Elli Scambor. In einem breiten Diskussionsprozess will Vollath nun im kommenden Jahr eine umfassende Strategie mit steirischen Gleichstellungszielen entwickeln.
Zum heurigen Internationalen Frauentag präsentierte die Grazer Wissenschaftlerin Elli Scambor vom „Forschungsbüro im Verein Männerberatung Graz" gemeinsam mit Frauenlandesrätin Bettina Vollath erste Ergebnisse einer neuen europaweiten Studie zur Rolle von Männern bei der Gleichstellung der Geschlechter. „Die Geschlechterverhältnisse wandeln sich in den vergangenen Jahrzehnten, Frauen beteiligen sich zunehmend im Bildungs- und Erwerbsleben, gleichzeitig hat das traditionelle ‚Normalarbeitsmodell‘ an Bedeutung verloren, damit auch die Rolle des Mannes als ,Ernährer‘", berichtet Scambor. „Aber Männer sind nach wie vor in weit stärkerem Maße als Frauen in den obersten Führungspositionen vertreten, erhalten höhere Bezahlung und leisten weniger familiäre Betreuungsarbeit."
Für Landesrätin Bettina Vollath ein Beleg, dass mehr Tempo notwendig ist. „Daher starte ich einen breiten Diskussionsprozess, der in die steirische Frauenstrategie 2020 mit verbindlichen Zielen und Maßnahmen münden wird", betont die Frauenlandesrätin. „In diesen Dialog werden wir gezielt auch Männer einbinden, denn die Zeit, als Frauen engagiert auf der Straße Flugzettel verteilt haben und die Männer dabei nur entspannt zugeschaut haben, muss vorbei sein", sagt Vollath.
Neben Frauen auch Männer in den Dialog einzubeziehen, hält auch die Wissenschaft für notwendig: „Es bedarf eines ausgewogenen Zugangs in der Gleichstellungspolitik, der sowohl Privilegien als auch Kosten von Männlichkeit in den Blick nimmt - bei klarer Ablehnung der These, Männer seien das ,neue benachteiligte Geschlecht‘", meint Scambor. „Zu beachten ist, dass die traditionelle Welt für Männer nicht nur Vorteile hat: Männer weisen in Summe lange tatsächliche Arbeitszeiten auf, sind nach wie vor kaum anwesend in Familien, sterben durchschnittlich früher als Frauen. Das sind die Kosten einer starken Erwerbsorientierung", fasst Scambor Erkenntnisse aus der Studie zusammen. Aber: „Die Geschlechterrollen werden durchlässiger. Wir finden heute Männer vermehrt als Pioniere in den sogenannten Care-Berufen, die bisher rein weiblich dominiert waren, etwa in der Pflege oder Kinderbetreuung und erste Männer in Väterkarenz." Eine für Frauen wichtige Erkenntnis aus der Studie: „Die Quote wirkt", so Scambor. Trotz erster Erfolge sei allerdings auch in fortschrittlichen europäischen Ländern die Zuschreibung von typischen Frauenberufen und klassischen Männerberufen „hartnäckig konstant".
Mit der Entwicklung der Gleichstellungsstrategie will Landesrätin Vollath in den kommenden Jahren diese Themen in den Mittelpunkt rücken. Vollath lädt zum breiten Diskurs ein: Wer mitdiskutieren will, wie Gleichstellung in der Steiermark funktionieren kann, ist auf www.frauen.steiermark.at dazu eingeladen.
Links:
Zusammenfassung der Studie "Role of Men in Gender Equality"
Verein für Männer und Geschlechterthemen Steiermark