Tierschutzpreise an Privatpersonen verliehen
Mit dieser besonderen Auszeichnung sollen verstärkt jene Projekte gewürdigt werden, bei denen die Belange des Tierschutzes und des Tierwohls bereits im Kindes- und Jugendalter durch Kinder und Jugendliche initiiert, vermittelt und/oder erlebbar gemacht werden. Der Preis wurde heuer bereits das dritte Mal vergeben und wurde durch Landesrat Anton Lang im Jahr 2017 initiiert. Gesucht wurden auch im heurigen Jahr herausragende und vorbildliche Leistungen, Maßnahmen, innovative Projekte und Aktivitäten im Bereich des Tierschutzes und/oder zur Verbesserung des Tierwohls.
Kriterien waren:
a) Vorbildwirkung, besonderes Engagement, Zukunftsperspektive
b) Originalität, Innovation und Nachhaltigkeit
c) gelebter Tierschutz (über die Anforderungen des Tierschutzgesetzes und den darauf basierenden Verordnungen wesentlich hinausgehend)
Die Projekte, Initiativen und Aktivitäten müssen bereits umgesetzt sein, dürfen nicht länger als zwei Jahre zurückliegen und bereits konkrete Erfolge im Bereich des Tierschutzes und zur Verbesserung des Tierwohls zeigen.
Die Jury setzte sich zusammen aus:
Christa Blümel/Steirerkrone
Tierschutzombudsfrau des Landes Steiermark Dr. Barbara Fiala-Köck
Sabine Haider/Tierschutzreferentin des Landes Steiermark
Amtstierärztin Mag. Karoline Schlögl in Vertretung des Landesveterinärdirektors der Steiermark, Hofrat Dr. Peter Wagner
"Die Jury hat sich bei der Auswahl der PreisträgerInnen auch heuer wieder sehr schwer getan, da viele tolle Projekte eingereicht wurden", so Lang, der betont: "Die eingereichten Projekte spiegeln die enorme Vielfalt der Tierschutzarbeit in der Steiermark wider. Man kann eigentlich nie genug Danke sagen, für dieses großartige - zumeist ehrenamtliche - Engagement der SteirerInnen im Tierschutz." Die PreisträgerInnen erhielten zu ihrem Preisgeld in der Höhe von jeweils € 1.000,- eine Urkunde und eine Holzkatze als Trophäe, zudem gab es Gutscheine von Freßnapf.
Die diesjährigen PreisträgerInnen sind:
1) Steirischer Reptilien- und Amphibienverein
Obmann: Werner Stangl
8052 Graz, Theodor-Stammel-Straße 36
Titel des Projekts: „Steirischer Reptiliennotdienst"
Kurzbeschreibung:
Der Steirische Reptilien- und Amphibienverein wurde im Jahr 2010 gegründet und betreibt einen Reptilien-Notdienst, welcher von Behörden, Polizeiinspektionen, Feuerwehren, Rettungsstellen, Tierschutzorganisationen/-vereinen und von der Landeswarnzentrale (Fachabteilung für Katastrophenschutz, Land Steiermark) regelmäßig angefordert wird, wenn Schlangen - egal ob Kobra, Boa, Hornotter oder Co - und andere, exotisch anmutende Reptilien/Tiere gefunden werden bzw. zu sichern sind.
Die Ziele des Notdienstes sind:
Einfangen und Sicherstellen von allen exotischen sowie einheimischen Reptilien und Amphibien;
bereitschaftsmäßige Verfügbarkeit (24 Stunden) von mindestens einem Spezialisten in jedem Bezirk in der Steiermark;
Zusammenarbeit mit allen zuständigen Behörden;
Zuführung von verletzten Tieren an qualifizierte Reptilien-Tierärzte;
notfallmäßige Unterbringung von zurückgelassenen, beschlagnahmten sowie ausgesetzten Tieren.
Gemeinsam mit der Landeswarnzentrale wurde ein Masterplan erarbeitet, wie im Notfall mit einem Reptil vorzugehen ist. Alle Reptilien-Notrufe, welche bei Polizeiinspektionen, Feuerwehren, Rettungsstellen, Tierschutzorganisationen oder -vereinen eingehen, werden seit 2012 an die Landeswarnzentrale weitergeleitet. Von dort wird der Notdienst-Mitarbeiter des Steirischen Reptilien- und Amphibienvereins kontaktiert und die Rettungskette nimmt seinen Lauf. Mittlerweile gibt es neun RettungsfahrerInnen, die in den verschiedenen Regionen der Steiermark beheimatet sind. So kann meist in relativ kurzer Zeit der Einsatz koordiniert und den Tieren im Sinne des Tierschutzes geholfen werden. Aufgrund der Professionalität im Umgang mit derartigen Tieren, werden die ExpertInnen des Steirischen Reptilien- und Amphibienvereins bereits von anderen österreichischen Bundesländern aber auch von Deutschland und Slowenien immer wieder angefragt, wenn es um die Bergung bzw. Rettung derartiger Tiere geht.
2) Biologisches Institut Kornberg - Feldbach
Obmann Herbert Völkl-Weixler-Suppan
8330 Riegersburg, Dörfl 45
Titel des Projekts: „Auffangstation für Wildtiere"
Kurzbeschreibung:
Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sich Obmann Herbert Völkl-Weixler-Suppan in seinem „Biologischen Institut Kornberg - Feldbach" mit Wildtierschutz und betreibt auf seinem Privatgrundstück eine Auffangstation für Wildtiere. Das Areal wurde in dieser Zeit ständig erweitert und an die Erfordernisse angepasst - derzeit umfasst es 32 Volieren, 5 Teiche sowie ein Schildkrötengehege auf einer Fläche von 1,5 ha. Der Tierbestand setzt sich in erster Linie aus Vögeln (insbesondere Greif- und Entenvögel) aber auch Reptilien sowie gefährdete Arten limbischer Ökosysteme zusammen. Die verunfallten, verletzten, verwaisten, geschwächten oder aus rechtswidrigen Haltungen stammenden Tiere werden oftmals über Jahre fachkundig versorgt und artgerecht betreut. Wenn möglich, werden die Tiere nach Genesung und einer entsprechenden Vorbereitungszeit wieder in die freie Natur entlassen. Tiere die nicht wiederauswildbar sind, weil sie z. B. aufgrund ihrer Verletzung nicht mehr flugtauglich oder durch falsche Haltungsbedingungen durch Vorbesitzer fehlgeprägt sind, finden im Biologischen Institut ein artgerechtes, dauerhaftes „Zuhause". Auch werden Artenschutzprogramme für Wiederansiedelungsprojekte - zB. für die europäische Sumpfschildkröte - betrieben. Als ganz besonders lobenswert zu erwähnen ist: Herr Völkl-Weixler-Suppan und seine Familie sind jederzeit bereit, die Behörden zu unterstützen und unentgeltlich Amtshilfe zu leisten. Man ist stets bereit, Wildtiere, für die es kaum adäquate Unterbringungs-möglichkeiten gibt, weil sie so speziell zu halten sind, aufzunehmen und ehrenamtlich zu versorgen. Die Auffangstation wird familiär betrieben; dh. Tierpflege-/ und -versorgung werden ausschließlich von Familienmitgliedern abgedeckt.
3) Katzenhilfe Bezirk Liezen
Obfrau Edeltraud Regner
8940 Liezen, Schlagerbauerweg 3
Titel des Projekts: „Katzenvermehrung und Katzenleid verhindern"
Kurzbeschreibung:
Frau Regner ist seit 1995 im Tierschutz aktiv und hat mit einigen Mitstreiterinnen den Verein Katzenhilfe Bezirk Liezen im Jahr 2011 gegründet. Mittlerweile betreibt der Verein 31 Futterstellen im flächenmäßig größten Bezirk Österreichs, dem Bezirk Liezen, und sichert so täglich rund 180 Katzen das Überleben. Ca. 4.000 Streunerkatzen wurden in der Zeit eingefangen, tierärztlich versorgt, kastriert, sterilisiert und in ihren angestammten Revieren wieder ausgelassen. 30.000 km werden pro Jahr allein von Frau Regner mit dem Auto zurückgelegt, um die Tiere zu versorgen. Man klärt die Bevölkerung zudem auf und informiert darüber, wie wichtig es ist, die Katzen kastrieren und sterilisieren zu lassen, um eine unkontrollierte Vermehrung einzudämmen. Gemeinsam mit Renate Zimmermann, die das obere Ennstal abdeckt, wird ehrenamtlicher Tierschutz mit Seele und Herz gelebt.
Frau Regner selbst hat 14 Katzen, die sie alle mit dem Flascherl aufgezogen hat - Frau Zimmermann betreut 38 Tiere, lauter Findlinge, wie sie sagt, die nicht mehr weg wollen ... Wen wundert es, denn diese beiden engagierten Damen haben ihr Leben dem Tierschutz verschrieben, leben Tierschutz vor und wie wir alle wissen, spüren Tiere es, wenn man es ehrlich und gut mit ihnen meint.
4) Lehrlingshaus Hartberg der WKO Lehrlingshäuser Steiermark
8230 Hartberg, Franz-Schmidt-Gasse 7
Titel des Projekts: „Tierschutzgruppe Lehrlingshaus Hartberg"
Kurzbeschreibung:
Unter Leitung der engagierten Erzieherin Susanne Krasser haben die im Lehrlingshaus Hartberg untergebrachten Jugendlichen - dies sind vor allem Lehrlinge (BerufsschülerInnen) im Einzel- und Großhandel, aber auch auszubildende KindergartenpädagogInnen - gelernt, Achtung vor dem Lebewesen Tier zu haben, den Menschen in der Gemeinschaft mit Tieren zu sehen und zu erfahren, dass es für jeden Einzelnen immer die reale Möglichkeit gibt, mit wenig Mitteln, die Lebensbedingungen von Tieren zu verbessern.
All das, wird Tierleid zukünftig verhindern. So hat man zB durch Übernahme einer Patenschaft die Versorgung des Patenhundes Lara gesichert. Durch Aktionen wie „So und nur so trägt man Pelz" - die SchülerInnen kuscheln dabei mit Katzen und haben das ganze fotografisch festgehalten - oder „grausamer Lebendrupf der Gänse für Gänsedaunen" setzen sich die Jugendlichen mit schwierigeren Tierschutzthemen auseinander. Da viele Lehrlinge, die im Lehrlingshaus Hartberg untergebracht sind, eine Ausbildung zum/zur VerkäuferIn absolvieren, können sie ihr erlerntes Zusatzwissen einerseits an die KundInnen bewusst weitergeben, andererseits wird auch ihr eigenes Kaufverhalten und das ihrer Familienmitglieder beeinflusst. Der größte Erfolg dieses Projektes liegt jedoch darin, dass in der Küche des Lehrlingshauses Hartberg auf Druck und Initiative der SchülerInnen und Lehrlinge ausschließlich nur mehr mit Biofreilandeiern gekocht wird - immerhin reden wird dabei von 20.000 Stk. Eiern/Jahr ... Weiters gibt es eine Tierschutzpinwand und ein Bienenstock wurde gebaut, der gemeinsam mit einem Hartberger Imker aufgestellt wurde und versorgt wird. Sammelaktionen für Tiere in Not („dein Geld kann Glück bedeuten") werden von den Jugendlichen initiiert, es gibt eigene Apps, mit denen man tierversuchsfreie Kosmetika im Geschäft sofort erkennen kann. Das engagierte Erzieherteam rund um Frau Krasser vermittelt den Jugendlichen wie Tierschutz einfach und praktisch in das tägliche Leben einfließen kann. Gemeinsam erfährt man, dass fast jede Idee umsetzbar ist und dass große Schritte in Richtung Tierschutz sich aus vielen kleinen zusammensetzen, die von einem jeden einzelnen Jugendlichen mitgetragen werden. Dafür gebührt dem gesamten Team Dank und Anerkennung.
5) Sandra Muhr (lt. Zentralem Melderegister: Theresia Maria Muhr)
8041 Graz, Herbert-Boeckl-Gasse 11
Titel des Projekts: „Betreuung der Schloßberg-Katzen in Graz"
Kurzbeschreibung:
Frau Muhr betreut seit rund 17 Jahren Streunerkatzen am Schloßberg in Graz, im Volksmund liebevoll auch „ die Schloßberg-Katzen" genannt. Sie füttert die derzeit 14 Tiere ein- bis zweimal täglich, meist um die Mittagszeit, lässt neue Ankömmlinge kastrieren und veterinärmedizinisch versorgen und bringt sie dann wieder an die angestammten Plätze zurück. Ganz besonders erwähnenswert dabei ist, dass Frau Muhr alle Wege mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestreitet (sie wohnt im Bezirk Liebenau - und der ist ein ganz schönes Stück von der Innenstadt entfernt). Es gibt für sie kein schlechtes Wetter, sie schleppt sommers wie winters - bei jeder Witterung - das Futter auf den Schloßberg, um „ihre Lieblinge" beim Franzosenkreuz zu versorgen. Kein Weg ist ihr dafür zu weit, kein Tier zu unbedeutend.
Pro Monat wendet Frau Muhr € 400,00 aus ihrer eigenen Tasche auf, öffentliche Gelder erhält sie keine.
Derzeit wird geprüft, ob am Schloßberg ein Katzenhaus aufgestellt werden kann, um den Tieren in der kalten Jahreszeit einen besseren Unterschlupf und damit eine bessere Versorgung bieten zu können.
Ein Anerkennungspreis
zum Dank für den unermüdlichen Einsatz im Sinne des Tierschutzes und außerordentliches Engagement zum Wohl der Tiere geht an:
Brigitte Stromberger
8152 Stallhofen 176
(sie wurde nominiert von: Gerti Roschker, Pfötchenhilfe Thörl)
Die stille Helferin ...
Kurzbeschreibung:
Frau Brigitte Stromberger ist die „stille Hilfe, die stille Helferin" für sehr viele steirische Tierschutzvereine. Sie stellt sich selbst nie in den Vordergrund - sie zieht die Fäden im Hintergrund, unterstützt sowohl als Mensch wie auch als Spenderin. Sie hilft, wo immer Hilfe notwendig ist. Sie vernetzt, hat immer ein offenes Ohr, ist zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar. Sie ist nicht nur die moralische Stütze für viele steirische TierschützerInnen und Tierschutzvereine, sie unterstützt auch finanziell, wenn wieder einmal die Kassen leer und Tiere irgendwo in der Steiermark in Not sind. Frau Stromberger besitzt Zivilcourage. Sie spricht Probleme offen an, ist streitbar, manches Mal angriffslustig, aber immer lösungsorientiert. Wie wir alle wissen, ist es im Tierschutz besonders wichtig, Zivilcourage zu zeigen. Denn, wenn es den Menschen gut geht, ist davon auszugehen, dass es auch den Tieren gut geht. Kurz und gut, Frau Stromberger ist eine herausragende Persönlichkeit, die nicht nur redet und die Situation der Tiere bedauert, sondern jemand, der tatsächlich zum Wohlergehen der Tiere anpackt und handelt.