Interreligiöse Gedenkfeier im Grazer Dom
LH Kunasek: „Halten wir zusammen, dann kann das Grüne Herz auch wieder stark schlagen – vielleicht sogar stärker als zuvor.”





Graz (17. Juni 2025).- Im Grazer Dom fand heute Abend (17.6.2025) mit der Interreligiösen Gedenkfeier der offizielle Gedenkakt des Landes Steiermark statt, in dessen Rahmen den Opfern der furchtbaren Amoktat, die sich vor einer Woche in Graz ereignet hat, gedacht wurde. Den Angehörigen und den Betroffenen wurde damit die Möglichkeit geboten, zusammenzukommen, gemeinsam zu trauern und die nächsten Schritte zu setzen, die schrecklichen Ereignisse miteinander zu verarbeiten.
Unter den zahlreichen Trauergästen waren neben Angehörigen der Opfer und Vertreterinnen und Vertretern des BORG Dreierschützengasse auch Bundesminister Gerhard Karner, Bundesminister Christoph Wiederkehr, Bundesministerin Claudia Plakolm, Landeshauptmann Mario Kunasek, der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser, Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom, Landtagspräsident Gerald Deutschmann, die Salzburger Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf, Landesrat Hannes Amesbauer, Landesrat Stefan Hermann, Landesrätin Claudia Holzer, Landesrat Karlheinz Kornhäusl, Landesrätin Simone Schmiedtbauer, Landeshauptmann a.D. Hermann Schützenhöfer sowie auch die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr und mehrere Mitglieder der Grazer Stadtregierung. Weiters wohnten gemeinsam mit zahlreichen Abgeordneten zum Landtag Steiermark die Klubobleute aller im Landtag Steiermark vertretenen Parteien sowie Landespolizeidirektor Gerald Ortner, Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer, Landesfeuerwehrkommandant Reinhard Leichtfried, Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner, Edwin Benko und Cornelia Forstner vom Kriseninterventionsteam des Landes Steiermark, Militärkommandant Heinz Zöllner, VfGH-Präsident Christoph Grabenwarter, Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker, sowie Landesamtsdirektorin Brigitte Scherz-Schaar der Gedenkveranstaltung bei.
Den geistlichen Teil der Trauerfeierlichkeit gestalteten Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, Superintendent Wolfgang Rehner und Imam Sakib Zekan sowie der Vorsitzende der islamischen Religionsgemeinde Steiermark Mehmet Celebi mit Texten aus der Bibel und dem Koran gemeinsam.
Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl hielt in seiner Rede fest, dass die Erfahrung der Dunkelheit nicht das Ende sei. Vor allem mache diese Erfahrung niemand alleine. „In allen Situationen haben wir einander. Genau das ist in den letzten Tagen sichtbar geworden. Ich bitte, nehmen wir das mit hinein in die Tage, die kommen”, so Bischof Wilhelm, „gehen wir aufeinander zu und lassen wir das aufeinander Losgehen in der Sprache und erst recht in Taten – in der realen wie auch der virtuellen Welt. Gehen wir miteinander in die Zukunft”. Was bleibe, ja bleiben müsse, sei die Liebe und „dass wir uns mehr um unsere Nächsten kümmern. Nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft. Damit unter uns allen, als Brüder und Schwestern, das gemeinsame Aushalten, heute und hier, zum Segen werde.”
Superintendent Wolfgang Rehner verwendete Psalm 13, um den Beistand Gottes in dunklen Zeiten zu betonen. „Worte aus uralter Zeit, gekeltert aus tiefer Not und Offenheit für göttlichen Beistand: Wie lange muss ich tagaus, tagein Kummer in meinem Herzen tragen? Schau doch her! Antworte mir, Herr, mein Gott!”, zitierte er aus dem alten Testament. Wenn die Frage nach den nächsten Schritten dränge, kommen die Menschen in den Blick, die wir brauchen, die uns brauchen. „Die Erfahrung von gegenseitiger Unterstützung in der Dunkelheit der Trauer kann unsere Seelen empfänglich machen für die Wahrnehmung des göttlichen Lichts. Bitte folgen wir dem Weg des Trostes, des Beistands, der Versöhnung, des Friedens – im göttlichen Licht”, so der evangelische Geistliche.
Mehmet Celebi begann seine Worte mit den Versen 152-156 der Sura al Baqara des Koran. „Heute stehen wir gemeinsam hier – erschüttert und vereint – im Gedenken an neun junge Menschen und eine Lehrerin, die viel zu früh aus dem Leben gerissen wurden. Ihr Verlust schmerzt tief. Doch wir versprechen: Wir werden ihre Namen nicht vergessen", so der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark. Auch er betont das Gemeinsame: „Inmitten all der Verschiedenheit sind wir verbunden: Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion, Weltanschauung sind vereint in der Trauer und im tiefen Wunsch nach einem friedlichen Miteinander." Die Hoffnung lebe durch die Menschen, die füreinander da sind, die ihre Türen öffnen, die ihre Herzen nicht verschließen. Mit „möge Allah unsere Herzen heilen", schloss er seine Gedanken.
In seiner Ansprache betonte Landeshauptmann Mario Kunasek: „Manchmal geht es darum, einfach da zu sein und in der Stille verbunden zu sein. Ich glaube, wir werden erst in einiger Zeit das Unfassbare überhaupt verstehen oder zumindest erfassen können und daraus dann auch die politisch richtigen Schlüsse ziehen können. Wir haben in der Steiermark versucht, über alle Parteigrenzen hinweg zusammenzustehen und zusammenzuhalten, wobei dabei Weltanschauungen keine Rolle spielen. Wir haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, gut miteinander umzugehen. Meine Bitte ist es, diesen Umgang auch in den kommenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren beizubehalten.″
Es habe sich auch gezeigt, dass die Republik in schwierigen Momenten funktioniert, so der Landeshauptmann weiter. Kunasek: „Die Einsatzkräfte der Polizei, das medizinische Personal, das Kriseninterventionsteam, die Schulpsychologen und alle, die dafür gesorgt haben, für die Betroffenen da zu sein, haben Übermenschliches geleistet. Wir werden keinen, der Hilfe braucht, zurücklassen und so lange mit unseren Kräften da sein, so lange es notwendig ist. Wir werden morgen beginnen, die politischen Schlüsse zu ziehen – mit ruhiger Hand und mit klarem Blick. Das sind wir den Opfern, den Hinterbliebenen und allen Betroffenen schuldig. Die Steiermark hat eine tiefe Wunde erfahren. Aber die Gespräche der letzten Tage machen mich zuversichtlich und hoffnungsvoll, dass Graz und die Steiermark von diesen Wunden wieder heilen können.”
„Warum ist jene Frage, die wir uns alle seit einer Woche immer und immer wieder stellen. Eine Woche nach dem nicht für möglich Gehaltenen, ringen wir noch immer nach Worten und Antworten. Wahrscheinlich müssen wir uns damit abfinden, dass wir nicht auf all unsere Fragen eine Antwort finden werden. Wir können den Eltern, Großeltern, Geschwistern, Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern und Freunden in diesen Stunden nur Mitgefühl zeigen und Trost spenden. Wir können zusammenhalten, wie es auch die Stadt Graz letzten Sonntagabend so eindrucksvoll gezeigt hat. Und es ist auch richtig, Danke zu sagen, denn alle involvierten Institutionen und Organisationen, die eine überirdisch souveräne Professionalität an den Tag gelegt haben. Neben Anteilnahme, Mitgefühl, Zusammenhalt und Dankbarkeit haben wir auch Verantwortung dafür, durch Entschlossenheit und Gestaltungswillen Hoffnung und Zuversicht zu geben. Nach so einer Tragödie muss man etwas ändern - als Politik und als Gesellschaft. Wir werden gemeinsam darum ringen, nicht Ausreden zu suchen, sondern Antworten zu geben und das Notwendige wohlüberlegt, besonnen und mit der nötigen Konsequenz zu ändern. Dabei immer getrieben von der großen Verantwortung, die wir alle für unsere Kinder haben - das insbesondere auch im Gedenken und als Vermächtnis an die Opfer dieser sinnlosen Tat, um ihnen auf alle Zeit unsere Ehre zu erweisen. Sie bleiben auf ewig in unseren Gedanken, sie bleiben auf ewig in unseren Herzen”, so Innenminister Gerhard Karner.
Die musikalische Umrahmung der Gedenkzeremonie erfolgte durch die Grazer Dommusik sowie die Militärmusik Steiermark. Zum Abschluss erklang von der Empore die bekannte Ballade „Amoi seg' ma uns wieder”, die vom Grazer Künstler Andreas Gabalier selbst live dargeboten wurde.
Fotoservice: Eine laufend aktualisierte Sammlung von Pressebildern des Landes Steiermark zu den Ereignissen nach der Amoktat in Graz ist in unserer Fotogalerie zu finden.
Graz, am 17. Juni 2025
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