Stadt Graz und Land Steiermark präsentieren Ergebnisse der Park-&-Ride-Potenzialanalysen
Ein weiterer Meilenstein in der Mobilitätstrategie
Mit den heute vorgestellten Ergebnissen der beiden P&R-Potenzialanalysen setzen Stadt Graz und Land Steiermark einen weiteren Meilenstein für eine gemeinsame Mobilitätsstrategie im Großraum Graz. Ziel ist es, den öffentlichen Verkehr - insbesondere S-Bahn, Regiobus und Straßenbahn - noch attraktiver zu machen, um mehr Menschen zum Umstieg zu bewegen.
Aktuell stehen in der Steiermark 11.600 P+R-Stellplätze in direkter Nachbarschaft zu einer an Werktagen auch in den Ferien regelmäßig bedienten Haltestelle. Von diesen waren im Erhebungszeitraum (2022) 7.000 Plätze belegt. Von den 7.000 offiziell ausgewiesenen B+R-Stellplätzen waren im Erhebungszeitraum 3.840 Stellplätze belegt.
Im stadtgrenzüberschreitenden Verkehr von und nach Graz kommen rund 22 Prozent der Fahrgäste mit dem Pkw zum öffentlichen Verkehr (Park+Ride) und etwa neun Prozent mit dem Fahrrad (Bike+Ride). Um den Modal Split in diesem Bereich zu heben, braucht es ein Bündel an Maßnahmen. Park-&-Ride- und Bike-&-Ride-Anlagen sind wichtige Bausteine, alleine können sie die Mobilitätsziele jedoch nicht erreichen. Stadt Graz und Land Steiermark sind sich einig, dass es neben dem Ausbau der P&R-Anlagen weitere Maßnahmen braucht:
- Ausbau und Verdichtung der S-Bahn - inklusive Inbetriebnahme der Koralmbahn, Elektrifizierung von GKB und Ostbahn sowie Modernisierung von Bahnstrecken
- Verbesserung des Regiobus-Angebots - engere Intervalle, dichtere Takte und bessere Anbindungen an S-Bahn und Straßenbahn
- Beschleunigung und Zuverlässigkeit des öffentlichen Verkehrs - durch Infrastrukturmaßnahmen, Vorrang für Bus und Bahn sowie kurze Umsteigezeiten
- Attraktive Takte - mindestens ein Halbstundentakt, im urbanen Raum dichter, um Umstiege attraktiv zu machen
- Fahrgemeinschaften fördern - wie die Erhebung am Standort Weinzödl gezeigt hat, können Mitfahrgelegenheiten ein weiterer Baustein für umweltfreundliche Mobilität sein
- Bike+Ride als Grundelement - Ausstattung vieler Haltestellen mit gesicherten Radabstellplätzen, Radbügeln und Verknüpfung mit Radwegen
Die steiermarkweite Analyse zeigt einen Bedarf von rund 3.700 zusätzlichen P+R-Stellplätzen und 4.700 zusätzlichen B+R-Stellplätzen. Besonders hoch ist das Potenzial im Großraum Graz mit etwa 3.300 P+R- und 4.000 B+R-Plätzen.
Die Untersuchung ergab:
- Bestehende Kapazitäten: Steiermarkweit gibt es 11.600 P+R-Stellplätze, davon waren 2022 rund 7.000 belegt. Von den 7.000 ausgewiesenen B+R-Plätzen waren knapp 3.840 in Nutzung.
- Stark ausgelastete Standorte: Viele Bahnhöfe sind an der Kapazitätsgrenze oder überlastet.
- Gering genutzte Standorte: Manche Anlagen werden kaum angenommen
- Besonders gut geeignet für Park-&-Ride und Bike-&-Ride sind:
- das unmittelbare Umland von Graz sowie die Hauptkorridore des Regiobusnetzes nach Weiz, Gleisdorf, Lassnitzhöhe, Heiligenkreuz, Allerheiligen, Kalsdorf, Hitzendorf, Gratwein-Straßengel und Gratkorn
- die Expressbus-Korridore Richtung Hartberg und Sinabelkirchen/Fürstenfeld
- die S-Bahn-Korridore nach Bruck (Linie S1), Feldbach (Linie S3), Spielfeld (Linie S5), Wies (Linie S6, ab Eröffnung Koralmbahn) und Köflach (Linie S7)
In den Grazer Randgebieten sind rund zehn Prozent der Wohnbevölkerung - etwa 30.000 Personen - nicht ausreichend mit Bus und Straßenbahn erschlossen. Um auch dieser Gruppe den Umstieg zum Öffentlichen Verkehr zu ermöglichen, braucht es zusätzliche Park-&-Ride- und Bike-&-Ride-Plätze.
Die Erhebungen der Stadt Graz haben gezeigt:
- P+R Murpark: am besten funktionierendes P&R in Graz, derzeit 480 Stellplätze, maximale Auslastung bei 65 %. Potenzial für rund 480 zusätzliche Plätze. (Grundstück gesichert, Städtische Abteilungen arbeiten in Richtung Planungsbeschluss)
- P+R Webling: 224 Stellplätze, maximale Auslastung 100 %. Beim künftigen Nahverkehrsknoten ergibt sich Potenzial für rund 250 zusätzliche Plätze.
- P+R Weinzödl: 160 Stellplätze, maximale Auslastung 100 %. Hohe Nachfrage, Fahrgemeinschaften werden hier häufig gebildet, zugleich besteht der Wunsch nach besserer ÖV-Anbindung.
- P+R Brauquartier: 179 Stellplätze, Auslastung bei 49 %. Kapazitäten vorhanden, jedoch auch Nutzung durch Anrainer:innen und Langzeitparker.
Neue Potenziale:
- Grabenstraße/Grazer Straße: rund 300 zusätzliche Stellplätze
- Künftiger NVK Gösting: rund 100 zusätzliche Stellplätze
- Steinbergstraße (Abzweigungen Thal und Mantscha): rund 60 Stellplätze
Empfohlen wird darüber hinaus:
- Einheitliche und treffsichere Bewirtschaftung stark ausgelasteter Anlagen Ausbau von Bike-&-Ride an möglichst vielen Haltestellen
- Maßnahmen für mehr Sicherheit und Sichtbarkeit, da Nutzer:innen zu Randzeiten ein Unsicherheitsgefühl äußerten
Landesrätin Claudia Holzer:
„Die nun im Rahmen der Potenzialanalyse erhobenen Daten der Verkehrsströme, die auch Basis für die Stadt Graz sind, bieten einen genauen Überblick aller an einem durchschnittlichen Werktag getätigten Wege. Bei der Auswertung stand der stadtgrenzüberschreitende Verkehr, also der Großraum Graz im Fokus. Steiermarkweit wird die Errichtung von 3.700 zusätzlichen P+R-Stellplätzen und von 4.700 zusätzlichen B+R-Plätzen, rund um Graz 3.300 bzw. 4.000 empfohlen. Die Stellplätze sollen natürlich so nahe wie möglich am Quellort der Wege errichtet werden. Wichtig ist, dass die Analyse sowohl mit der Stadt Graz und den ÖBB abgestimmt ist."
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner:
„Mit den heute präsentierten Analysen schaffen wir die gemeinsame Basis für den wichtigen Ausbau von Park-&-Ride. Klar ist aber auch: P+R ist ein wichtiger Baustein, aber kein Allheilmittel zur Erreichung der Mobilitätsziele. Wirklich attraktiv wird es nur dann, wenn auch das Angebot im öffentlichen Verkehr passt - mit dichten Takten, schnellen Verbindungen und verlässlichen Anschlüssen. Deshalb werde ich den Ausbau von Bus, Bim und Bahn sowie die Förderung der aktiven Mobilität in Graz weiter konsequent vorantreiben."
Wolfgang Feigl, Abteilungsleiter Verkehrsplanung Stadt Graz:
„Ein zeitgemäßes Angebot an Stellplätzen für Pendler:innen ist Teil eines modernen und gesamtheitlichen Verkehrssystems. Erstmalig wurde das bestehende P&R-Angebot der Stadt durch Auslastungserhebungen sowie Befragungen analysiert und über Mobilfunkdatenauswertung die Mobilitätsströme untersucht. Daraus abgeleitet können Empfehlungen für den Ausbau von bestehenden Anlagen und Vorschläge für neue Standorte abgeleitet werden, die nun vorliegen."
Stefan Walter, Land Steiermark, Projektleiter + Studienautor, A16 (Verkehr und Landeshochbau):
„Wesentliche Faktoren, die die Attraktivität des Verkehrsmittels ÖV heben, sind die Verfügbarkeit des Angebotes, also Intervall und Betriebszeiten, sowie die Qualität der Verbindung, also Reisezeit, Umsteigevorgänge und Zuverlässigkeit. Park+Ride-Anlagen sind also nur an jenen Stellen sinnvoll, wo das ÖV-Angebot eine entsprechende Qualität aufweist."
24. September 2025