Aus Staub wird Stahl: Aus Stahlwerkstaub werden wieder wertvolle Rohstoffe


Graz, 6. Mai 2025 - Nachhaltiges Wirtschaften durch Recycling von Stäuben aus der Edelstahlindustrie ist ein wesentlicher Faktor zur Ressourcenschonung. Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurde seitens der Montanuniversität Leoben, dem Kompetenzzentrum K1-MET sowie den Industriepartnern ANDRITZ und voestalpine eine energieeffiziente und emissionsarme Alternative zur Rückgewinnung von Wertmetallen aus der Stahlproduktion entwickelt. Das Projekt wurde im Rahmen einer Forschungsausschreibung vom Wissenschaftsressort des Landes Steiermark und der Austrian Society for Metallurgy and Materials (ASMET) mit 240.000 Euro gefördert und ist eines von zehn unterstützten Projekten der Forschungsausschreibung „Green Tech X".
Im Rahmen des Projektes „HydroStäube" wurde die hydrometallurgische Rückgewinnung von kritischen Metallen aus Stäuben der Edelstahlindustrie untersucht und konzeptioniert. Durch die Rückgewinnung von hochwertigen Legierungselementen aus Abfallprodukten (sogenannte Stahlwerkstäube) wird ein wertvoller Beitrag in Richtung Kreislaufwirtschaft geleistet, die einerseits die Abhängigkeit Europas von Drittländern verringert, andererseits aber auch hochwertige Technologien für die heimische Industrie bereitstellt und somit den Wirtschaftsstandort Österreich aufwertet und wettbewerbsfähig erhält.
Erfolgreiche Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe
Im Zuge des Projektes wurden zunächst Stäube der Edelstahlproduktion charakterisiert und dann verschiedene Laugungsmedien (wie Chlorwasserstoff, Essigsäure oder Zitronensäure) auf ihre Eignung hin untersucht, Chrom, Nickel und Zink aus dem Abfallprodukt „Stahlwerkstaub" zurück zu gewinnen. Die Auswahl des optimalen Laugungsmediums fiel auf Chlorwasserstoff. „Im Zuge der Versuche zur Optimierung der Extraktion der genannten Metalle zeigte sich, dass Extraktionsraten von rund 70 Prozent für Chrom und über 95 Prozent für Zink und Nickel erzielt werden können. Wir konnten also die Trennung von Chrom und Nickel aus Stäuben der Edelstahlindustrie erfolgreich durchführen", so Projektleiter Stefan Steinlechner vom Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie der Montanuniversität Leoben.
„Die Steiermark ist weit über die Grenzen hinaus für die herausragende Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft bekannt. Diese Kooperationskultur zeigt sich in vielen Bereichen, vor allem bei den Grünen Technologien. Das vorliegende Projekt beweist eindrucksvoll, dass wir damit sowohl einen ökologischen als auch einen ökonomischen Nutzen erzielen können. Seitens des Landes unterstützen wir solche Zukunftsprojekte, weil sie auch einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung unseres Standortes leisten", so Wirtschafts- und Forschungslandesrat Willibald Ehrenhöfer.
Umweltschutz und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit
„Die Kreislaufwirtschaft im Bereich der metallischen Sekundärrohstoffe bietet zahlreiche Chancen, sowohl was die Verfügbarkeit von Rohstoffen, aber auch was die Erreichung der Klimaziele betrifft. Das Projekt ‚Hydrostäube‘ unterstützt beide Themen in praxisnaher Art und Weise, um unsere Abhängigkeit von Drittländern bei kritischen Rohstoffen zu reduzieren. Zusätzlich wird die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen gestärkt, da wertvolle Rohstoffe nicht teuer deponiert werden müssen, sondern wieder im Prozess kostengünstig einsetzbar sind," betont Franz Rotter, Präsident der ASMET.
„Umweltschutz in der Metallproduktion bedeutet heute weit mehr als nur Energieeinsparung. Neben der Dekarbonisierung - also dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen - spielt hier auch die Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle. Deshalb setzen wir bei ANDRITZ bei unseren Produkten auf alternative Heizsysteme, Wasserstoffbrenner oder Induktionsheizungen, reduzieren damit Emissionen durch Abgasreinigung und steigern die Energieeffizienz unserer Anlagen kontinuierlich. Gleichzeitig arbeiten wir aber auch intensiv daran, Nebenprodukte nicht länger als Abfall zu behandeln, sondern als wertvolle Ressourcen weiterzuverarbeiten. Aus unserer Sicht ist das ein entscheidender Schritt in Richtung einer geschlossenen Wertschöpfungskette und unterstreicht unser Engagement, die Kreislaufwirtschaft durch innovative, nachhaltige Lösungen voranzutreiben", so Arthur Stingl, Senior Vice President Processing Lines and Strip Furnaces bei ANDRITZ.
Forschungsausschreibung „Green Tech X"
Das Projekt „HydroStäube" wurde im Rahmen der Forschungsausschreibung „Green Tech X" mit 240.000 Euro gefördert und ist eines von zehn unterstützten Projekten. Das Wissenschaftsressort des Landes, die ASMET und Industrieunternehmen (Andritz, voestalpine High Performance Metals GmbH, Marienhütte, Primetals Technologies und Saubermacher) stellten gemeinsam 2,5 Millionen Euro zur Verfügung, um Forschungsprojekte aus den Themenbereichen Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Diese sollen neue Erkenntnisse und Lösungen für Unternehmen liefern, um Herausforderungen wie die hohen Produktionskosten oder die Versorgung mit Rohstoffen bewältigen zu können.
Austrian Society for Metallurgy and Materials (ASMET)
Die ASMET feiert heuer ihr 100-jähriges Bestehen und schon bei der Gründung 1925 war die intensive Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschulen eine zentrale Aufgabe, um Herstellprozesse zu optimieren, neue Verfahren und Methoden zu entwickeln und so die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie zu stärken. 1958 wurde das erste Mal die Wissenschaftshilfe ins Leben gerufen, mit der Diplomarbeiten und Dissertationen an Universitäten und Hochschulen finanziert wurden. Seitdem werden immer wieder F&E-Projekte initiiert unterstützt.