Erster Landessporttag in Graz: „RIO 2016 - nicht einfach nur ein `Umfaller´“
Nach der Nullnummer bei den olympischen Sommerspielen 2012 in London und dem blamablen Abschneiden unserer AthletInnen in diesem Sommer in Rio - mit der nur mageren Ausbeute von einer Bronzemedaille, könne man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Darüber waren sich die DiskutantInnen beim ersten steirischen Landessporttag, welcher gestern Abend in Graz über die Bühne ging, einig.
130 VertreterInnen des Steirischen Sports, darunter SpitzenfunktionärInnen aller steirischen Sportverbände, ehemalige und aktuelle TopathletInnen, TrainerInnen und sportaffine UnternehmerInnen trafen sich in den Räumlichkeiten der Landessportorganisation, um die Situation im steirischen Spitzensport zu analysieren und Lösungsansätze zu diskutieren.
„Der Landessporttag bietet uns allen eine optimale Möglichkeit, Themen, die den Sport auch bei uns in der Steiermark betreffen, gemeinsam zu diskutieren, sich auszutauschen und somit noch stärker zu vernetzen. Diese Vernetzung ist auch deshalb so wichtig, da die aktuellen Herausforderungen im steirischen Sport nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung lösbar sind", stellte Sportlandesrat Anton Lang gleich zu Beginn klar.
Bereits im Jahr 2015 seien wichtige Meilensteine zu einer positiven Vorwärtsentwicklung des steirischen Sports gesetzt worden: „Die Sportstrategie 2025 etwa wurde in Zusammenarbeit mit dem organisierten Sport erarbeitet sowie fertiggestellt und das neue Landessportgesetz wurde im Landtag beschlossen. Diese Errungenschaften bilden die Basis für unsere zukünftige Arbeit", so Lang.
Im Herbst 2015 wurden die per Gesetz definierten Gremien konstituiert und die Arbeit aufgenommen. Für die Bearbeitung sportspezifischer Aufgabenstellungen wurden fünf Ausschüsse für die Bereiche „Breitensport", „Leistungssport", „Infrastruktur", „Aus- und Fortbildung" sowie „Schule und Sport" eingerichtet. „Diese tagen regelmäßig und erarbeiten sinnvolle Lösungsvorschläge zu den unterschiedlichen Fragestellungen. Ich möchte dabei nicht unerwähnt lassen, dass sich der Ausschuss „Schule und Sport" derzeit intensiv mit der Umsetzung der täglichen Sport- und Bewegungseinheit auseinandersetzt." Als Landesrat für Sport ist es Lang ein wichtiges Anliegen, unseren Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu ermöglichen. „Sport in seinen unterschiedlichsten Facetten vermittelt uns zentrale Werte wie Fair-Play, Toleranz und Solidarität. Sportliche Betätigung trägt zur Gesundheit und zum persönlichen Wohlbefinden bei und hilft uns den Alltagsstress besser bewältigen zu können. Für eine optimale Work-Life-Balance ist der Sport unverzichtbar." In der Sportstrategie wurde ein klares Ziel definiert: „Mehr Menschen zum Sport! Mehr steirischer Erfolg im Sport!" Das Motto zeigt sehr deutlich, dass im steirischen Sport sowohl der Breitensport als auch der Leistungssport eine Daseinsberechtigung haben. Mehr noch: Ohne Leistungssport wird es keinen Breitensport geben und auch umgekehrt wird der Breitensport ohne Leistungssport nicht das Auslangen finden. Die SpitzensportlerInnen von morgen finden wir heute in unseren steirischen Schulen und im besten Fall in unseren Sportvereinen. Aus diesem Grund ist es von besonderer Bedeutung, Talente so früh wie möglich zu erkennen und sie bestmöglich zu fördern."
Lang nutzte die Gelegenheit auch, sich bei allen Aktiven und Verantwortlichen für Ihren großen Einsatz im Sinne des steirischen Sports zu bedanken. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig, aber auch kraftanstrengend eine solche ehrenamtliche Tätigkeit ist. Dafür möchte ich allen meinen Respekt und meine hohe Anerkennung aussprechen."
In der hochkarätig besetzten Diskussionsrunde erörterten die vielfache Weltcupsiegerin und Vizepräsidentin des Österreichischen Schiverbandes, Roswitha Stadlober, der Präsident des ASVÖ Landesverbandes Steiermark, DI Christian Purrer, der Präsident des Steirischen Fußballverbandes und Vorsitzende des Landessportfachrates Dr. Wolfgang Bartosch, das ehemalige Snowboard-Aushängeschild die Weltmeisterin und vielfache Weltcupsiegerin Marion Kreiner und der Radprofi Georg Preidler Fragen unter dem Motto „Was ist zu tun - Herausforderungen auf dem Weg zur Spitze". Dabei wurde schnell klar, dass bei den AthletInnen der „olympische Gedanke" vom „Nur-Dabeisein" schon lange nicht mehr zählt und dass vor allem an den Rahmenbedingungen wie BetreuerInnen, Umfeld, Trainingsmöglichkeiten und Infrastruktur nachjustiert werden müsse. Die AthletInnen begrüßten zwar das 2012 vom Sportministerium initiierte Projekt „Rio 2016", bekrittelten jedoch die zum Teil fehlende Bereitschaft von Ländern und Verbänden, dieses Projekt in vollem Umfang mitzutragen und hier für den Spitzensport die optimalen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Einig war man sich auch darin, dass das Interesse der Bevölkerung am Sport mit den Erfolgen zunimmt und der Wintersport mit den großen Erfolgen von Veith, Hirscher und Co. hier ganz klar die Nase vorn hat. „Dort würden auch die über die Jahre geschaffenen optimalen Bedingungen und das professionelle Umfeld für die Erfolge sorgen", wie Stadlober und Kreiner ausführten. Dass Österreich jedoch nur ein Wintersportland sei, ließ jedoch niemand der DiskutantInnen gelten. „Vielmehr bedarf es bereits in den Kindergärten und Schulen Bemühungen, die Begeisterung für den Sport zu wecken, und dies dann in den flächendeckend etablierten Vereinen fortzuführen", so die Präsidenten Purrer und Bartosch. Grundsätzlich werde es auch für die Vereine zunehmend schwieriger, die finanziellen Mittel für aufwendige Trainingsmöglichkeiten aufzubringen. Auch wirke sich der Trend der Zeit, demzufolge Kinder und Jugendliche eine enorme Interessensvielfalt entwickeln und auch derart vielfältige Möglichkeiten geboten bekämen, nicht unbedingt positiv auf die Mitgliederzahlen in den Vereinen aus.
Einer, der sowohl als Spitzenathlet mit dem Gewinn von Welt- und Olympiamedaillen als auch als Erfolgstrainer bewiesen hat, dass es geht, konnte als Keynote-Speaker gewonnen werden - Skisprung-Legende Toni Innauer. Der Olympiasieger von Lake Placid skizzierte in seinem Referat die Wichtigkeit der Symbiose zwischen AthletInnen, TrainerInnen und Trainingsprogrammen. Oftmals werde es auch erforderlich sein, bei AthletInnen individuell abgestimmte Trainingsprogramme zu forcieren, um so die jeweils bestmöglichen Leistungen zu erzielen. Es liege laut Innauer jedoch auch an den AthletInnen selbst, die Trainingsprogramme so zu gestalten, dass die beste Leistung am Tag X abrufbar sei. Spielraum für Ausreden wäre hier nicht mehr gegeben. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auf dem Weg zur Spitze auf alle handelnden Akteure noch große Herausforderungen warten.